Kein Kahlschlag in der Weender Straße!

gemeinsame Pressemitteilung

Geposted von " BUND Gö, BSG Gö " am 23.03.2025

Die Biologische Schutzgemeinschaft sowie der BUND Göttingen protestieren vehement gegen die Pläne der Göttinger Stadtverwaltung, 11 große vitale Bäume in der Weender Straße zu fällen!! Damit würde die Stadt eine Fällmaßnahme ähnlich der vor 10 Jahren an der Groner Str. wiederholen, von der sich die „Grüne Lunge“ dort bis heute nicht erholt hat!

Es sollen 11 große, gesunde Bäume gefällt werden, deren Wurzeln angeblich bei der unterirdischen Kabel- bzw. Rohrsanierung im Rahmen des Umbaus Weender Str. Mitte im Wege sind. Im gesamten Bereich der Fußgängerzone Weender Str./Kornmarkt gibt es derzeit lediglich noch 15 alte Bäume (2 Linden im Vorhof Jacobikirche schon mitgerechnet), es sollen also über 73 % der alten Bäume gefällt werden. Wie sieht die Situation in der Umgebung aus? In den ersten Abschnitten der 5 Seitenstraßen (Mühlenstr., Prinzenstr., Theaterstr., Barfüßer Str., Rote Str.) existieren genau: null Bäume!

Der Erhalt jedes einzelnen Baumes muss bei allen Umbaumaßnahmen die Priorität 1A haben!

Rückblick: „Verschlimmbesserung“ in der Groner Straße: Im Jahr 2016 wurden im Zuge der Umbau-maßnahmen in der Groner Straße mehr als 20 großvolumige, rel. klimaresistente Robinien mit kaum nachvollziehbarer Begründung gefällt und später durch Minibäume (10 cm Durchmesser!) der wenig geeigneten Zier-Birne „ersetzt“. Ergebnis: Noch im 8. Jahr nach Pflanzung „mickern“ die Zier-Birnchen vor sich hin und werfen fast keinen Schatten auf die Straße oder die Fassade! Die 6 zum Glück erhalten gebliebenen Platanen im Bereich Ecke Zindelstr. bis Ecke Weender Str. hingegen überschirmen die Straße und Fassade zu nahezu 100 % (s. Luftbild Google Earth!) und sorgen mit ihren mehreren 100.000 großen Blättern für extrem viel Sauerstoff-Bildung und C02-Bindung sowie durch deren Transpiration für Feuchtigkeit und Verdunstungskälte. Es ist keine gewagte These, dass die gepflanzten Mini-Zier-Birnen auch in 20 Jahren nicht mal annähernd die Klimaschutzwirkung der gefällten Robinien erreichen werden. Hätte man doch zumindest Platanen gepflanzt!!

Baumschutzsatzung gilt, aber nicht für die Stadtverwaltung? Gerade wird im Umweltausschuss eine neue verschärfte Baumschutzsatzung diskutiert, zukünftig sollen - richtiger Weise - so gut wie alle dickeren Bäume in der Stadt geschützt werden. Die Stadtverwaltung scheint die von ihr erdachte Satzung aber nicht auf sich selbst zu beziehen: 9 der 11 zur Fällung vorgesehenen Bäume in der Weender Straße fallen schon unter die alte Baumschutzsatzung, müssten also erhalten bleiben. Bei einer Fällung würde die neue Baumschutzsatzung aufgrund der Baumdicke eine Ersatzpflanzung von 19 Bäumen vorsehen!

Das „Totschlagargument“ der technischen Notwendigkeit: Wie auch bei vielen früheren Planungen der Stadt Göttingen wird lapidar behauptet, man müsse an die Leitungen in Nähe der Bäume dran und das könnten die Bäume sowieso nicht überleben. Woher weiß man das eigentlich, will man es nicht erstmal ernsthaft probieren? Ist z.B. die Gasleitung neben den Bäumen in wenigen Jahren überhaupt noch notwendig, wenn doch schon bald Fernwärme kommen soll? Wieso können auf der Ostseite der Straße Kabel umgelegt werden, um die Neupflanzungen zu ermöglichen, aber auf der Westseite müssen die Kabel bzw. Rohre genau dort ersetzt und dabei die großen Baumwurzeln zerstört werden?

Positivbeispiele: Bei der Kanalsanierung in der Rheinhäuser Landstr. ist es gelungen, neue Rohre zu verlegen, ohne die alten Linden stark zu schädigen. Beim Forum Wissen neben dem Bahnhof galt zunächst auch das „Totschlagargument“: Die dort durch Umbau geschaffene Steinwüste könne nicht durch Baumpflanzungen aufgewertet werden, da im Untergrund zu viele Kabel verlegt seien; nach jahrelangen Protesten aus der Bevölkerung lenkte der neue Umweltdezernent ein, es wurden 14 neue Bäume gepflanzt.

Klimaschutz durch Neupflanzung? Ausgerechnet das Argument „Klimaschutz“ soll jetzt herhalten, um die Fällung der 11 großen vitalen Bäume im Hitzehotspot Weender Straße zu rechtfertigen, die uns Göttingern doch schon jetzt kostenlos Schutz vor Sonne, Hitze und Trockenheit bieten!! Bei solchen theoretischen Berechnungen, dass ein gleichgroßer neuer Baum auf der Ostseite möglicherweise mehr Fassadenbeschattung leisten könne als das jetzige Pendant auf der Westseite, wird vollkommen übersehen, dass ein Baum im Durchschnitt mindestens 20 Jahre benötigt, um überhaupt seine volle Größe und Leistungsfähigkeit zu erreichen. Die 11 Baumhaseln und Ahorn-Bäume sind über 10 m hoch und beschatten so selbst die Wohnungen im 3. Obergeschoss auf der Westseite, außerdem liefern sie zur Mittagszeit optimalen Schatten für die gesamte Straße (man betrachte einfach mal im Luftbild die große Schattenwirkung!), nachmittags auch für Teile der Ostfassade. Diese Wirkungen können neu gepflanzte Bäume, selbst wenn man die „großen“ mit 20 cm Durchmesser nimmt, frühestens nach 20 Jahren erreichen, also erst nach 2045, wenn Göttingen - hoffentlich - bereits klimaneutral sein wird!!

Unsere wenigen alten Bäume in der Fußgängerzone sind mit 1. Priorität zu erhalten, die Planung der unterirdischen Kabel- und Rohrverlegung ist daran anzupassen.

V.i.S.d.P.: Dr. Hans Günter Joger, Vorstand BSG